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Jasmin Werner – The Structure of Claim

11. Oktober 2025 bis 23. November 2025

The Structure of Claim von Jasmin Werner ist die erste Ausstellung in der Reihe for fear of continuity problems, die sich in den Posterrahmen im Außenraum und einem Teil des Innenraums der GAK mit Erinnerung und Gedächtnis auseinandersetzt. Nacheinander laden wir sechs Künstler:innen ein, diese Begriffe in ihren Arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise zur Diskussion zu stellen.

 

Jasmin Werner setzt sich in ihren Skulpturen und Installationen mit transnationalen Bewegungen auseinander und hinterfragt, wie sich diese u. A. in Architekturen niederschlagen. Die Macht, die Räume, Gebäude und Fassaden über Gegenwart und Erinnerung ausüben, durchquert sie mit Bildern und Erzählungen dessen, was ansonsten häufig außen vor bleibt. So verschränkt sie auch in The Structure of Claim vermeintliche Wahrheiten und Werte mit diasporischen Lebenswirklichkeiten.

 

In den Posterrahmen zeigt Jasmin Werner Vorschläge, um die Gebäudefassaden bestehender Museen zu modifizieren. Während die jeweiligen Gesamtansichten der Museumsfassaden unverändert sind, hat sie in die Detailzeichnungen einzelne Fensterrolläden eingesetzt, welche

händisch gemalte Werbung für Geldtransferfirmen zeigt. Repräsentative Architektur trifft so ganz unmittelbar auf die gegenwärtigen, alltäglichen Auswirkungen der extraktiven Praktiken, die mit den Sammlungen dahinter unmittelbar und mittelbar verknüpft sind. Als Orte der Erinnerung, des Wissens und der Repräsentation sind die Museen Räume, in denen Machtansprüche, Besitzverhältnisse und Selbstverständnis verhandelt und geformt werden. So bilden die Fassadenprogramme und die Fenstergestaltungen den architektonischen und den erinnerungspolitischen Rahmen für die globalgesellschaftlichen Bedingungen, aus denen sich Ria, Western Union, MoneyGram und Co. ableiten.

Werners Installation im Innenraum versammelt Regalstrukturen, auf denen Pappmaché Replikas von Handys platziert sind. Die mehrteilige Arbeit verweist auf die auf den Philippinen verbreitete Schattenindustrie der so genannten Klickfarmen. In den Klickfarmen bewegen sich Menschen zwischen ähnlichen Regalsystemen, um fortwährend Handys zu bedienen, Links zu klicken und Likes zu vergeben und so Einnahmen und Aufmerksamkeit zu generieren, an denen sie selbst nur wenig partizipieren. Einige der Pappmachéhandys in Werners Installation sind roh, andere zeigen Homescreens oder Chatverläufe, wiederum andere sind handgeschnitzt und blicken dreidimensional als Auge aus dem Regal. Sie verkörpern rituelle und religiöse Bezüge, verhandeln aber auch Nähe und Distanz. Das Handy und die digitale Kommunikation sind bei diasporischer Arbeit oft die einzige Möglichkeit, den Kontakt zu den Nächsten und zur Heimat nicht zu verlieren.

Zwischen den in den Arbeiten thematisierten Besitzansprüchen und Machtverhältnissen geraten reale menschliche Beziehungen ebenso wie Erinnerungen allzu leicht in Vergessenheit oder werden überschrieben – etwa die Erinnerung daran, welche historischen Grundlagen die heutigen Niedriglohnarbeitsverhältnisse auf den Philippinen geschaffen haben oder wie die Sammlungen des Tropenmuseums in Amsterdam und des Überseemuseums in Bremen zustande kamen. Während die repräsentativen Museumsbauten zentrale Plätze in den Städten einnehmen, befinden sich die Geldtransferfirmen zumeist in Randgebieten. Während Objekte aus aller Welt bereitwillig aufgenommen werden, erfährt die weltweite Diaspora häufig eine deutlich geringere Anerkennung. Jasmin Werner bringt in ihren Arbeiten diese parallelen, eng miteinander verknüpften, aber sich selten sichtbar berührenden Systeme zusammen und hinterfragt die Logiken von Repräsentation.

Repräsentation ist eine Form, in der Erinnerung an Vergangenes in die Gegenwart hineinwirkt. Welche Erinnerung auf diese Weise fortgeschrieben wird, hängt von den aktuellen Bedürfnissen der Erinnernden ab. Ereignisse werden dabei selektiv ein- und ausgeblendet. Was repräsentiert wird, ist bestimmt durch das Selbst- und Weltbild. Selbst- und Weltbild werden wiederum geprägt durch Repräsentation. So ist die titelgebende Structure of Claim (Struktur der Behauptung) durchaus mehrdeutig zu verstehen. Sie bezeichnet einerseits das Aufeinandertreffen von Repräsentation und den realen Lebensbedingungen großer Bevölkerungsteile. Andererseits beschreibt sie auch, wie Jasmin Werner ihre jeweilige Logik unterläuft, indem sie die Brüchigkeit, die Kippmomente und die Instabilität von Narrativen, vermeintlichen Wahrheiten und Wertesystemen ins Zentrum rückt.

 

Die Reihe for fear of continuity problems ist die Einladung zu einem Ping-Pong-Spiel mit dem kleinen Buchladen der GAK und der Frage, wie sich Erinnerung, Perspektiven, Narrationen, Identitäten und Unbewusstes verräumlichen und öffentlich verhandeln lassen. Julia Horstmann hat für das gemeinsam konzipierte Projekt ein neues Bücherregal entworfen, das angelehnt ist an die Idee vom Gedächtnispalast, einer Methode der Erinnerung anhand von Räumen und Artefakten.


GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst
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