Die gleichermaßen an Herz und Verstand appellierende Ausstellung bietet einen Einblick in eine herausragende polnische Privatsammlung. Die hier gezeigte pointierte Auswahl an Arbeiten ist in dieser Form erstmals in Deutschland zu sehen. Die Werke stammen aus der in Poznań beheimateten, aber auch in Łódź und Venedig ansässigen Signum Stiftung, die 2002 von Hanna und Jarosław Przyborowski begründet worden ist. Ihre mediale Spannbreite reicht von Malerei, über Skulptur zu Performance- und Prozesskunst, über Fotografie, Neon-Textarbeiten, Konzeptkunst bis hin zu recht provokanten und verstörenden Selbst-Inszenierungen, in denen überkommene Rollenmuster kritisch hinterfragt werden. Die Liste der beteiligten Künstlerinnen und Künstler liest sich wie ein „Who’s Who?“ der polnischen Kunst.
Cindy Sherman. Werke aus der Olbricht Collection. Hauptausstellung 2018
Die Weserburg präsentiert in einer großen Einzelausstellung über 60 Fotoarbeiten der Amerikanerin Cindy Sherman aus nahezu allen Werkphasen. Ein derart großes Konvolut von Bildern der weltbekannten Künstlerin wird damit zum ersten Mal in Norddeutschland zu sehen sein. Die Werke stellen innerhalb der Olbricht Collection einen ganz besonderen Sammlungsschwerpunkt dar. Cindy Sherman gilt in der Öffentlichkeit als bedeutende feministische Künstlerin. Die von Thomas Olbricht zusammengestellten Werke machen indes deutlich, dass das Gesamtwerk weit vielfältiger ist. In der Tat hat die Künstlerin die Debatten um „Weibliche Identität“, um gesellschaftlich verankerte Rollenmuster und die damit verbundenen Erwartungshaltungen und Klischees enorm bereichert. Doch geht es in dieser Ausstellung auch um existentielle Themen, um Träume, Ängste und bisweilen verstörende und erschreckende Gewalt- und Todesfantasien und damit letztlich um ein tieferes Verständnis des Gesamtwerks dieser wichtigen Künstlerin.
Junges Blut. Ausstellungs- und Kooperationsprojekt mit der Kunstschule Wandsbek
Junges Blut klingt wie eine Frischzellenkur. Und in der Tat bietet das Kooperationsprojekt mit der Kunstschule Wandsbek überraschende Einblicke in das Denken und Wirken junger Menschen. Inspiriert von der großen Sonderausstellung „Proof of Life / Lebenzeichen“ hat eine Gruppe von 13 Studierenden eigene künstlerische Arbeiten und Konzepte entwickelt. Brisante Fragen, die die eigene Identität, aber auch existenzielle Erfahrungsbereiche wie Tod und Leben berühren, werden auf vielschichtige Weise thematisiert. Ziel war es, den Studierenden für Kommunikationsdesign die Möglichkeit zu geben, künstlerisch frei zu arbeiten. Zugleich konnten sie die nötigen gestalterischen und organisatorischen Abläufe einer Ausstellungsproduktion kennenlernen. So sind spannende bisweilen sehr persönliche Arbeiten entstanden. Die erfolgreiche Kooperation mit der Kunstschule Wandsbek findet mittlerweile zum dritten Mal statt.
WAS BILDER ERZÄHLEN. Kinderkulturprojekt 2017/18 von QUARTIER
WAS BILDER ERZÄHLEN ist der Titel des neuen stadtweiten Kinderkulturprojekts von Quartier gGmbH. 30 professionelle Bremer Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten und rund 600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gestalten das Projekt. Ausgangspunkt ist die aktuelle Hauptausstellung der Weserburg „Proof of Life/Lebenszeichen“.
„Die Eindrücke aus der Ausstellung „Proof of Life/Lebenszeichen“ werden verarbeitet in den temporären Werkstätten in den beteiligten Schulen, Spielhäusern, Kitas, Kinder- und Jugendeinrichtungen. Viele Fragen entstehen und regen die Kinder und Jugendlichen zu Ideen an. Hier heben die Künstler und Künstlerinnen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen den ‚Bilderfahrungsschatz’ und unterstützen die Gestaltung der eigenen Ideen dazu.“, so Andrea Siamis, Projektleitung QUARTIER gGmbH
Orientiert an Kunstwerken in der Ausstellung entstehen Schmetterlingsbilder, Porträtreihen, Schriftzeichen mit Riesenpinseln gemalt, Trickfilme, Fotoserien mit ‚Very important persons’, metaphorische Lebensbücher, Maskeraden und Kragenköpfe, verhüllte Specksteinfiguren, eine ‚Hätte-hätte-Fahrradkettenmaschine’, die auch performativ dargestellt wird.
Beteiligt sind Kinder-/Jugendeinrichtungen (darunter Schulen, Kitas, Spielhäuser, Bürgerhäuser) aus 13 Bremer Stadtteilen mit mehr als 600 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 18 Jahren. Mit dabei ist auch eine Seniorengruppe der Egestorffstiftung, die AWO-Integra mit geistig behinderten Erwachsenen, sowie eine Gruppe geflüchteter Jugendliche.
Die vielfältigen künstlerischen Ergebnisse werden in einer Sonderausstellung in der Weserburg vorgestellt. Begleitende Führungen für Gruppen, Kinder, Eltern und Mitmachaktionen, Filmvorführungen, Performances ergänzen das Programm. Das Kinderkulturprojekt WAS BILDER ERZÄHLEN steht unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Dr. Carsten Sieling, Präsident des Bremer Senats. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei!
Keep in touch. John Cage, Andrzej Dudek-Dürer, Robert Rehfeldt, Takako Saito – Künstlerpost in der zeitgenössischen Kunst
Briefe, Einladungen, Faxe und Postkarten von Künstlerinnen und Künstlern sind oft selbst Kunstwerke. John Cage verwandelt seine Mitteilung in ein Mesostichon, wobei die mittleren Buchstaben des Textes untereinander gelesen eine eigene auf den Empfänger bezogene Versform darstellen. Andrzej Dudek-Dürer nutzt seine grafischen Arbeiten gleichzeitig für seine Korrespondenz. Robert Rehfeldt schreibt und zeichnet Briefe, die er als Kunstbriefe vervielfältigt und dann wieder mit individuellen Grüßen und Stempelabdrücken versieht. Takako Saito gestaltet ihre Ausstellungseinladungen selbst in Form von kleinen Objekten und versieht diese mit persönlichen Nachrichten. Eine Auswahl von Künstlerpost weiterer Autoren ergänzt die Präsentation. Eine Ausstellung des Zentrums für Künstlerpublikationen
Annahme erwünscht! Die Idee einer offenen Gesellschaft: Künstlerische Netzwerke im Kontext des Archivs Kees Francke
Eine Kabinettausstellung des Zentrums für Künstlerpublikationen in der Reihe „Auf der Galerie“
Der Philosoph Karl Popper fordert 1945 eine offene Gesellschaft, „in der man frei atmen kann, frei denken kann, in der ein jeder Mensch seinen Wert hat, und, in der die Gesellschaft keine überflüssigen Zwänge über die Menschen ausübt.“ In den 1960 und 1970er Jahren begann eine neue Generation von Künstlerinnen und Künstlern Kunstwerke u.a. in Form von Künstlerbüchern, Zeitschriften, Zeitungen, kleinen vervielfältigten Objekten, Postkarten, grafischen Plakaten und Audio-Kassetten zu schaffen und zu vervielfältigen. Diese wurden zu kleinen Preisen verkauft oder international mit Künstlerkolleg/innen über alle politischen Grenzen von Osteuropa bis Lateinamerika getauscht. Über die Post bildete sich so ein internationales Netzwerk, über das Künstler/innen der Zensur ihrer Werke entgehen konnten. Es entstand die sogenannte Mail Art. Jeder konnte sich beteiligen, niemand wurde ausgeschlossen, es gab keine Jurys und keine Zensur. Gesellschaftliche Visionen im Sinne Karl Poppers manifestierten sich in der Enthierarchisierung und Demokratisierung der Kunst. Zu sehen sind Arbeiten aus dem Archiv des niederländischen Künstlers Kees Francke, der in diesem Jahr 65 Jahre alt geworden wäre, ergänzt werden sie durch Werke aus anderen Archiven, um so die künstlerische Vernetzung darzustellen.