Jobst von Harsdorf (1924–2018) war vieles zugleich: Künstler, Lehrer und Mentor, Lithograf, Zeichner und Maler, Gebrauchsgrafiker und Professor für angewandte Grafik an der Hochschule für Künste in Bremen. Eine bemerkenswerte Leichtigkeit wohnt seinen Arbeiten inne, die er mit dem Lithografie-Stein, dem wohl schwersten künstlerischen Material, schuf. Aber nicht nur die bildende Kunst war ihm nah, sondern auch Musik und Literatur, Natur, Architektur und Reisen boten ihm bis ins hohe Alter unablässig Anregungen zu seinem vielfältigen und facettenreichen Werk.
In diesem Jahr wäre Jobst von Harsdorf 100 Jahre alt geworden. Das Overbeck-Museum ehrt den Künstler mit einer Ausstellung, die zahlreiche Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffensperioden vereint und auf diese Weise sichtbar macht, wie sein künstlerisches Schaffen bis heute nachklingt.
Overbeck-Museum
Die Overbecks – neu sortiert
So waren die Bilder von Fritz und Hermine Overbeck noch nie zu sehen: Die Künstlerin Ulrike Brockmann hat ausgewählte Gemälde des Worpsweder Künstlerpaares zur Grundlage eigener Kunstwerke gemacht. Abbildungen der Originalgemälde aus der Zeit um 1900 bearbeitete sie mittels einer eigens entwickelten Software, zerlegte sie in ihre Farbwerte und ordnete diese, nach der Häufigkeit ihres Vorkommens sortiert, neu an. Durch behutsame künstlerische Eingriffe in Kontrast und Binnendifferenzierung entstanden eigenständige, ungegenständliche Kunstwerke, die sich vom zugrundeliegenden Motiv vollkommen lösen und ihre Stimmung allein über die Farbigkeit evozieren. Die freie, experimentelle Herangehensweise führt dazu, dass man anschließend auch die mehr als 100 Jahre alten Gemälde von Fritz und Hermine Overbeck mit neuen Augen sieht.
Tatort Natur
Als wohl drängendstes Problem unserer Zeit verlangt das gestörte Verhältnis von Mensch und Natur unsere nicht nachlassende Aufmerksamkeit und ein Ringen um neue Wege und Antworten, bevor es zu spät ist. Dieses Ringen geschieht auch in der Kunst.
Im Spannungsfeld von Nutzen und Schützen, Ausbeutung und Renaturierung erscheint die Natur in den Werken von Niklas Goldbach, Dan Perjovschi, Stefanie von Schroeter, Silke Wagner und Jost Wischnewski als ebenso verletzlicher wie widerständiger Raum, der den Menschen mit den Folgen seines Handelns konfrontiert und zugleich als Teil eines umfassenden Lebensraumes mit einschließt. Aber auch die mehr als 100 Jahre alten Ölgemälde von Fritz und Hermine Overbeck zeigen keine unberührte Natur, sondern moderne Landschaften, denen sich der Mensch längst schon eingeschrieben hat.
In der von Raimar Stange und Katja Pourshirazi kuratierten Ausstellung „Tatort Natur“ tritt alte und neue Kunst in Dialog und fordert dazu auf, eigene Positionen kritisch zu überdenken.
Novemberland
Die Norddeutschen Realisten sind ein Zusammenschluss von Künstlerinnen und Künstlern, die sich seit rund 30 Jahren in wechselnder Besetzung treffen, um draußen zu malen. In mehrtägigen sogenannten „Symposien“ kommt die Gruppe an unterschiedlichen Orten zusammen, bevorzugte Motive sind meist norddeutsche Landschaften und maritime Themen.
Die scheinbar endlose Weite der norddeutschen Landschaft in ihrer ganzen Melancholie und Kargheit, reduziert auf Himmel und Erde, Wolken und Moor, Farben und Stimmungen, bildet ein zentrales Thema im Werk Helmut Feldmanns. Von der Druckgrafik herkommend, verwendet er für seine Gemälde die Kupferdruckfarbe, der er in dieser neuen Verwendungsform eine beeindruckende Nuanciertheit und räumliche Tiefe abgewinnt.
Radierungen von Fritz Overbeck sowie Ölgemälde von Fritz Overbeck und Hermine Overbeck-Rohte aus Worpswede ergänzen die Ausstellung.
Helmut Feldmann, geboren 1964 in Ostfriesland, studierte Grafik und Malerei in Groningen. Er lebt und arbeitet in Oldenburg.
Overbeck-Museum
Das Overbeck-Museum im denkmalgeschützten Alten Packhaus Vegesack ist dem Nachlass des Worpsweder Künstlerpaares Fritz und Hermine Overbeck gewidmet. Die Werke der beiden Maler werden ganzjährig in je unterschiedlicher Auswahl gezeigt, im Rahmen von vierteljährlich wechselnden Sonderausstellungen anderer Künstlerinnen und Künstler auch in direkter Gegenüberstellung mit thematisch verwandter und auch zeitgenössischer Kunst.
Führungen, Vorträge, und Kunstreisen begleiten das Ausstellungsprogramm. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der museumspädagogischen Arbeit. Angebote für Kinder und Jugendliche vom Vorschulalter an laden dazu ein, Kunst vertiefend kennenzulernen und auch die eigene Kreativität zu entdecken. Das Overbeck-Museum unterhält Kooperationen mit Schulen und Kindergärten und bietet freien Eintritt für alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre.