Museen in Bremen

Museen, Ausstellungen und kulturelle Bildung in Bremen

  • Museen
  • Galerien
  • Ausstellungen
  • Bildung & Vermittlung
Merkliste
Museumszeit

Majd Abdel Hamid: Wann hast du das letzte Mal am Tag geträumt

9. Dezember 2025 by GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst

Majd Abdel Hamid, daydreamers (fortune tellers), GAK Bremen 2025. Foto: Franziska von den Driesch.

Wann hast du das letzte Mal am Tag geträumt ist Majd Abdel Hamids erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland. Hamid zeigt Stick- und Stoffarbeiten, in denen er Denk- und Erinnerungsprozesse sowie die Beziehung zu einer vorhandenen oder möglichen Welt im Vor und Zurück des Fadens verdichtet – oder auflöst. Zugleich ist es die zweite Ausstellung unserer Reihe for fear of continuity problems, die sich in einem Teilbereich der GAK sowie den Posterrahmen im Außenraum mit Erinnerung und Gedächtnis auseinandersetzt.

In einem kontinuierlichen, tagebuchartigen Prozess steht das Sticken seit einigen Jahren im Zentrum von Majd Abdel Hamids Praxis. Darin greift er Tatreetz, die traditionelle Form palästinensischer Stickerei, auf, ohne den Fokus auf Symbolik und Perfektion zu legen. Waren es zu Beginn noch mediale Bilder, deren Pixel Hamid in seinen Stickarbeiten in den Fadenlauf übertragen und wiederholt hat, so sind die Arbeiten inzwischen zumeist abstrakt. Im langsamen Vor und Zurück des Kreuzstichs entstehen Formationen, Notationen und Kartografien, die Denk- und Erinnerungsprozesse auf taktile Weise begleiten, festhalten und fortschreiben.

In seiner Ausstellung in der GAK sind im Außenraum weiße Stickereien zu sehen, die erst bei genauem Hinsehen und anhand von Schatten und Textur ihre Motive preisgeben. In den Posterrahmen entziehen sich diese gleichermaßen zurückhaltenden wie intensiven Stickereien den Aufmerksamkeitslogiken des schnellen Vorübergehens und der Hyperpräsenz der Bilder: keine Farben, keine Formen, die sich schnell erschließen, sondern die Aufforderung, sich Zeit zu nehmen – so wie es Hamid selbst in seinem Arbeitsprozess tut. Erst dann geben sie den Blick frei auf die Wege, die die Nadel und mit ihr die Gedanken genommen und nachvollzogen haben.

Die drei Werkserien im Innenraum basieren auf kleinen Stoffresten. Vorsichtig herausgelöste Fäden lassen in Gewebe und Mustern fragile Bilder von Verlust, aber auch Offenheit entstehen. Die gewonnenen Fäden wiederum hat Hamid in kleinen Kreisen auf Papiere gestickt und ihnen eine neue, stark verdichtete Präsenz gegeben. Es entstehen Codes, die an Lochkarten und automatisierte Webstühle erinnern lassen, sich der binären Entweder-oder-Logik und automatisierten Lesarten jedoch verwehren. Hamids Karten tragen konzentrierte Informationen, deren Vielzahl von Fäden darauf warten, auf offenere Weise ausgelesen zu werden. In einer Ecke häufen sich tausend aus Stoff gefaltete „fortune teller“ wie bei Félix Gonzalez-Torres die Bonbons. Auch Hamid lädt die Besucher:innen ein, sich eines der kleinen Fingerspiele mitzunehmen. Die „fortune teller“, die im Deutschen Himmel und Hölle heißen, dienen dem Vorhersagen einer Zukunft. Üblicherweise enthalten sie vorgegebene Möglichkeiten, hier aber sind sie unbeschrieben und eine Einladung zum taktilen Bewegen unendlicher, vorstellbarer Möglichkeiten und zum Tagträumen.

Der Titel der Ausstellung Wann hast du das letzte Mal am Tag geträumt nimmt Bezug auf ein Interview mit dem syrischen Oppositionellen Riad al-Turk, der im Gefängnis tagtäglich aus seiner Suppe Linsen heraussammelte und mit diesen auf seinem Betttuch Zeichnungen legte. Jeden Abend musste er sie zerstören, um schlafen gehen zu können, und begann am nächsten Tag aufs Neue. Für ihn war es ein Mittel, sich davon abzuhalten, Tagträumen nachzuhängen, weil sie die Unmöglichkeit des In-Kontakttretens mit der Welt so deutlich offenbart hätten. Hamid wiederum sucht den Kontakt mit der Außenwelt gerade in dieser Tagträumerei, die er als Mittel der Potentialität, der Reflexion und Imagination sieht. In seinen Stick- und Stoffarbeiten sucht er in der alltäglichen Wiederholung die Offen- und Unabgeschlossenheit zwischen Erinnerung, Wissen und Zukunft. Die langsame Handarbeit, die sich Automatisierung und Beschleunigung freiwillig entzieht, ob in der Verdichtung des Stickens oder der Auflösung von Textilien, ist Mittel des Denkens ebenso wie der Erinnerung und des sich In-Beziehung-Setzens zur Welt.

Kategorie: Ausstellung

Galerie K Strich

28. November 2025 by Galerie K'

Achim Bertenburg: Oklahoma

1889 erreichte der Wettlauf angloamerikanischer Siedler auf die im Westen gelegenen indigenen Gebiete einen Höhepunkt. Einer staatlichen Verordnung nach wurden die Gebiete zur Neubesiedlung freigegeben. Die Neuankömmlinge konnten Flächen von 65 Hektar in Anspruch nehmen. Wer zuerst kam, bekam zuerst. Die als Oklahoma Land Run bekannt gewordene Landnahme ging mit der Vertreibung indigener Stämme einher, die zum Teil vorher bereits aus anderen Gegenden in den Westen vertrieben wurden. Achim Bertenburg beschäftigt sich in seinen neuen Bildern mit der Ideologie der Verfügbarkeit der Welt, die solcherart Programmen von Landnahme zugrunde liegt. Dabei reicht die Bewegung von der Besiedelung eines als neu apostrophierten Kontinents, über die Entdeckungsreisen zum Nordpol bis hin zu heutigen Marsexpeditionen. Die Landnahme geschieht mit Pferd, Heißluftballon oder Rakete. Bertenburgs in der Ausstellung gezeigtes lebensgroßes Pferd scheint selbst bereits aufgeteiltes Land zu sein, mit Fehlern in der Widergabe seines Körpers und einer Binnenteilung, die vom Grundstücks- bis zum Schlachtplan reicht. Die Inbesitznahme ist immer ein gewaltvoller Akt, und dennoch sind all ihre Bestrebungen bestimmt von persönlichen Dramen, von persönlichen Hoffnungen, von persönlichem Scheitern. In Bertenburgs neuen Bildern sieht man in Andeutung Figuren, die auf schwer zu bestimmenden Flächen, auf vagem Gebiet, Zäune ziehen und ihre Behausungen errichten. Der Grund ist dabei so gestaltet, dass sich Figuren, so wie Betrachterinnen und Betrachter in ihnen verlieren. Kaum ein fester Punkt, an dem man sich halten könnte.

Kategorie: Ausstellung, Galerien

SCHIMMER Norman Sandler | I-Chieh Tsai

23. November 2025 by Städtische Galerie Bremen

Die Preisträger:innen des Bremer Förderpreises für Bildende Kunst Norman Sandler (2020)
und I-Chieh Tsai (2021) zeigen gemeinsam ihre Einzelausstellungen, die ein Teil des Preises sind. Die künstlerische Entwicklung der vergangenen Jahre ist in der Ausstellung abzulesen, vielfältige neue Ansätze in ihrer künstlerischen Arbeit werden deutlich. Die Künstler:innen zeigen medial sehr unterschiedliche Herangehensweisen, die jedoch inhaltlich und hinsichtlich der präzisen Analyse von Mechanismen und Strukturen einer globalisierten,  digitalisierten und kapitalistisch geprägten Gesellschaft zahlreiche Gemeinsamkeiten aufweisen.

Kategorie: Ausstellung Stichworte: Ausstellung, Gegenwartskunst, Kunst, Museum, Städtische Galerie Bremen, Zeitgenössische Kunst

Focke meets Wagenfeld

18. November 2025 by Wilhelm Wagenfeld Haus

Die Sammlungen von Focke-Museum und Wilhelm Wagenfeld Haus könnten unterschiedlicher nicht sein – und ergänzen sich gerade deshalb hervorragend. Das gemeinsame Ausstellungs­projekt des Focke Museums, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und dem Wilhelm Wagenfeld Haus kombiniert Alltagsobjekte aus verschiedenen Jahrhunderten und erlaubt so einen ganz neuen Blick auf unsere gestaltete Umwelt.
„Focke meets Wagen­feld“ verbindet universale Fragestellungen mit außergewöhnlichen Bremen-Bezügen.

Kategorie: Ausstellung

Olaf Brzeski. Feast

6. November 2025 by Gerhard-Marcks-Haus

Olaf Brzeski, Vampire, 2023/24, Keramik, pulverbeschichteter Stahl, , Foto Karol Krukowski

Erstmals in Deutschland zeigt das Gerhard-Marcks-Haus eine Einzelausstellung des Bildhauers, Zeichners und Filmemachers Olaf Brzeski (geb. 1975). Der Künstler nutzt verschiedene Medien, um Geschichten zu erzählen: über sein Leben, seine Ängste, Träume und Visionen. Dabei verbindet er mit großer Leichtigkeit Popkultur, obskure tibetische Mythen und Privates. Brzeski arbeitet in unterschiedlichen Modi und Techniken, die er jedes Mal neu ergründet, mal massiv, mal leicht, fast zeichnend im Raum. Ebenso variiert er den Maßstab seiner Arbeiten, sodass sich Besucher*innen auf sehr unterschiedliche Seherfahrungen freuen können.

Der englische Titel der Ausstellung »Feast« kann sowohl Substantiv als auch Verb sein und verbindet all die Aspekte, die dem Künstler wichtig sind. Augenweide, Bewirten, Ergötzen, (ausschweifend) Feier(n), (ein) Festmahl (bereiten), Schwelgen. Kurz: ein vielseitiges visuelles Festmahl. Olaf Brzeski lebt und arbeitet in Breslau.

Olaf Brzeski, Vampire, 2023/24, Keramik, pulverbeschichteter Stahl, Foto: Karol Krukowski

 

 

Kategorie: Ausstellung

Jasmin Werner – The Structure of Claim

18. Oktober 2025 by GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst

The Structure of Claim von Jasmin Werner ist die erste Ausstellung in der Reihe for fear of continuity problems, die sich in den Posterrahmen im Außenraum und einem Teil des Innenraums der GAK mit Erinnerung und Gedächtnis auseinandersetzt. Nacheinander laden wir sechs Künstler:innen ein, diese Begriffe in ihren Arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise zur Diskussion zu stellen.

 

Jasmin Werner setzt sich in ihren Skulpturen und Installationen mit transnationalen Bewegungen auseinander und hinterfragt, wie sich diese u. A. in Architekturen niederschlagen. Die Macht, die Räume, Gebäude und Fassaden über Gegenwart und Erinnerung ausüben, durchquert sie mit Bildern und Erzählungen dessen, was ansonsten häufig außen vor bleibt. So verschränkt sie auch in The Structure of Claim vermeintliche Wahrheiten und Werte mit diasporischen Lebenswirklichkeiten.

 

In den Posterrahmen zeigt Jasmin Werner Vorschläge, um die Gebäudefassaden bestehender Museen zu modifizieren. Während die jeweiligen Gesamtansichten der Museumsfassaden unverändert sind, hat sie in die Detailzeichnungen einzelne Fensterrolläden eingesetzt, welche

händisch gemalte Werbung für Geldtransferfirmen zeigt. Repräsentative Architektur trifft so ganz unmittelbar auf die gegenwärtigen, alltäglichen Auswirkungen der extraktiven Praktiken, die mit den Sammlungen dahinter unmittelbar und mittelbar verknüpft sind. Als Orte der Erinnerung, des Wissens und der Repräsentation sind die Museen Räume, in denen Machtansprüche, Besitzverhältnisse und Selbstverständnis verhandelt und geformt werden. So bilden die Fassadenprogramme und die Fenstergestaltungen den architektonischen und den erinnerungspolitischen Rahmen für die globalgesellschaftlichen Bedingungen, aus denen sich Ria, Western Union, MoneyGram und Co. ableiten.

Werners Installation im Innenraum versammelt Regalstrukturen, auf denen Pappmaché Replikas von Handys platziert sind. Die mehrteilige Arbeit verweist auf die auf den Philippinen verbreitete Schattenindustrie der so genannten Klickfarmen. In den Klickfarmen bewegen sich Menschen zwischen ähnlichen Regalsystemen, um fortwährend Handys zu bedienen, Links zu klicken und Likes zu vergeben und so Einnahmen und Aufmerksamkeit zu generieren, an denen sie selbst nur wenig partizipieren. Einige der Pappmachéhandys in Werners Installation sind roh, andere zeigen Homescreens oder Chatverläufe, wiederum andere sind handgeschnitzt und blicken dreidimensional als Auge aus dem Regal. Sie verkörpern rituelle und religiöse Bezüge, verhandeln aber auch Nähe und Distanz. Das Handy und die digitale Kommunikation sind bei diasporischer Arbeit oft die einzige Möglichkeit, den Kontakt zu den Nächsten und zur Heimat nicht zu verlieren.

Zwischen den in den Arbeiten thematisierten Besitzansprüchen und Machtverhältnissen geraten reale menschliche Beziehungen ebenso wie Erinnerungen allzu leicht in Vergessenheit oder werden überschrieben – etwa die Erinnerung daran, welche historischen Grundlagen die heutigen Niedriglohnarbeitsverhältnisse auf den Philippinen geschaffen haben oder wie die Sammlungen des Tropenmuseums in Amsterdam und des Überseemuseums in Bremen zustande kamen. Während die repräsentativen Museumsbauten zentrale Plätze in den Städten einnehmen, befinden sich die Geldtransferfirmen zumeist in Randgebieten. Während Objekte aus aller Welt bereitwillig aufgenommen werden, erfährt die weltweite Diaspora häufig eine deutlich geringere Anerkennung. Jasmin Werner bringt in ihren Arbeiten diese parallelen, eng miteinander verknüpften, aber sich selten sichtbar berührenden Systeme zusammen und hinterfragt die Logiken von Repräsentation.

Repräsentation ist eine Form, in der Erinnerung an Vergangenes in die Gegenwart hineinwirkt. Welche Erinnerung auf diese Weise fortgeschrieben wird, hängt von den aktuellen Bedürfnissen der Erinnernden ab. Ereignisse werden dabei selektiv ein- und ausgeblendet. Was repräsentiert wird, ist bestimmt durch das Selbst- und Weltbild. Selbst- und Weltbild werden wiederum geprägt durch Repräsentation. So ist die titelgebende Structure of Claim (Struktur der Behauptung) durchaus mehrdeutig zu verstehen. Sie bezeichnet einerseits das Aufeinandertreffen von Repräsentation und den realen Lebensbedingungen großer Bevölkerungsteile. Andererseits beschreibt sie auch, wie Jasmin Werner ihre jeweilige Logik unterläuft, indem sie die Brüchigkeit, die Kippmomente und die Instabilität von Narrativen, vermeintlichen Wahrheiten und Wertesystemen ins Zentrum rückt.

 

Die Reihe for fear of continuity problems ist die Einladung zu einem Ping-Pong-Spiel mit dem kleinen Buchladen der GAK und der Frage, wie sich Erinnerung, Perspektiven, Narrationen, Identitäten und Unbewusstes verräumlichen und öffentlich verhandeln lassen. Julia Horstmann hat für das gemeinsam konzipierte Projekt ein neues Bücherregal entworfen, das angelehnt ist an die Idee vom Gedächtnispalast, einer Methode der Erinnerung anhand von Räumen und Artefakten.


Kategorie: Ausstellung

  • 1
  • 2
  • 3
  • …
  • 41
  • Nächste Seite »

© 2025 · Museen in Bremen · info@museeninbremen.de · Datenschutzerklärung · Impressum